Ausführliche Version der Chronik der FF-Katernberg
Der Brand der Kreuzschule am 28. Januar 1900 und die dabei zutage getretenen Schwierigkeiten der Brandbekämpfung mit willigen, aber ungeschulten Kräften, gaben den Anlaß für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr für Katernberg.
Am 13. März 1900 berief der damalige Bürgermeister Meyer eine Versammlung in den Polizeisitzungssaal des Katernberger Polizeigebäudes, zu der an solche Bürger der Gemeinde Einladungen ergangen waren, bei denen Interesse an der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr vorausgesetzt werden konnte.
Vor den Erschienenen erklärte der Bürgermeister das Wesen einer Berufs-, Pflicht- und Freiwilligen Feuerwehr. Man beschloß die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr für Katernberg. Es wurde ein provisorischer Vorstand unter dem Vorsitz von Heinrich Bullmann gewählt. Zu einer weiteren Versammlung am 21. März 1900 im Bockmannschen Saal waren 30 Teilnehmer erschienen. Alle Teilnehmer erklärten sich bereit, der neu zu gründenden Wehr beizutreten, welche den Namen
„Freiwillige Bürger-Feuerwehr Caternberg“
erhielt.
In der Folge bekundeten durch Einzeichnung in ausgelegte Listen 131 Mann ihre Bereitwilligkeit zu aktiver Mitgliedschaft. 75 aktive Mitglieder wurden aufgenommen.
Der Vorstand unternahm nunmehr unverzüglich die notwendigen Schritte, der Wehr eine den Anforderungen genügende Ausrüstung zu beschaffen. Er richtete am 4. April 1900 an den Bürgermeister das Ersuchen, gemäß seiner in der Gründungsversammlung gegebenen Zusicherung der Wehr die vorhandenen und brauchbaren Löschgeräte der Gemeinde zu überantworten und für die notwendigen Neuanschaffungen einen Betrag bis zur Höhe von 3.500 Mark zur Verfügung zu stellen.
Am 14. April 1900 beschloß der Gemeinderat, diesen Betrag zur Verfügung zu stellen.
In bebauten Straßen bis zu 750 Meter und darüber hinaus fehlte es an den nötigen Hydranten. Auf Antrag der Wehr erklärte sich das Wasserwerk für das nördlich-westfälische Kohlenrevier bereit, weitere Hydranten auf eigene Kosten einzubauen.
Zur Unterbringung der Feuerlöschgeräte und zur Ausbildung der Wehr waren ein Übungsgelände, ein Gerätehaus und ein Steigeturm unbedingt erforderlich.
Das Übungsgelände stellte die Zeche Zollverein an der Kastanienstraße, heute Ottenkämperweg, zur Verfügung. Mangels vorhandener Geldmittel konnten aber im ersten Gründungsjahr das Gerätehaus und der Steigeturm noch nicht errichtet werden.
Am 13. November 1900 trat die Wehr bei dem auf dem alten Kämperschen Hof ausgebrochenen Großbrand zum ersten Mal in aktive Tätigkeit.
Im zweiten Jahr ihres Bestehens bewilligte der Gemeinderat der Wehr einen Zuschuß von 2.500 Mark für die Errichtung eines Gerätehauses sowie eines Steigeturms.
Mit der Errichtung der Bauten wurde sofort begonnen.
Bei der im September 1901 stattfindenden Gründungsfeier, verbunden mit einer Schauübung, konnte der Steigeturm erstmalig benutzt werden
Im Jahr 1963 mußte der Steigeturm abgerissen werden. Er war mit der Zeit baufällig geworden und durfte nicht mehr benutzt werden.
Ernstfallmäßig wurde die Wehr weiter am 13. Oktober 1901 bei dem Großfeuer des Viefhausschen Hofs in Schonnebeck in Anspruch genommen. Am 25. Juli 1903 war die Wehr bei dem Brand auf dem Schulte vorm Bruckschen Hof (im Norden Katernbergs) wieder im Großeinsatz.
Unter der erfolgreichen Bekämpfung kleinerer Brände und sonstiger Schäden wurde die Ausbildung von Führern und Feuerwehrmännern intensiv betrieben. So wurden die Führer der Wehr bzw. einzelner Abteilungen auf den verschiedensten Gebieten des Feuerlöschwesens durch Teilnahme an Kursen weitergebildet.
Aus den passiven Mitgliedern wurde eine 54 Mann starke Ordnungsabteilung, die Absperrungen bei Bränden und sonstigen Schadensereignissen vornahm, geschaffen.
Von größter Bedeutung für die erfolgreiche Brandbekämpfung ist die schnelle Verständigung der Feuerwehrmänner. Dem Alarmwesen wurde daher besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Alarmierung durch Hornsignale nahm zuviel Zeit in Anspruch, so wurde zunächst eine Dampfpfeife, später neben dieser eine elektrisch betriebene Sirene beschafft. Nur noch im Notfall (Versagen der Sirene) wurde von der Alarmierung über Hornsignale Gebrauch gemacht. Bei dem im Juli 1907 nachts auf dem Hof Barkhoff ausgebrochenen Großfeuer, konnte wie aus den damaligen Aufzeichnungen hervorgeht, dank der kurz vorher angelegten Sirenenanlage und der damit verbundenen schnellen Alarmierung der Wehr ein beträchtlicher Teil des Gehöfts gerettet werden.
Als die Wehr im August das 10jähriges Bestehen feiern konnte, betrug der Personalstand einschließlich Ordnungsabteilung und passiven Mitgliedern 285 Personen.
Die Protokolle und Jahresberichte vom zehnten Gründungsjahr bis zum 1.Weltkrieg zeigen, daß die Wehr in ihrer inneren Ertüchtigung, ihrer Einsatzbereitschaft und unerschrockenen Tätigkeit bei der Bekämpfung von Bränden und anderen Schadens-Ereignissen sich bewährt hatte. Neben den zur Erhaltung der Einsatzbereitschaft notwendigen laufenden Übungen wurde die Wehr auch zu Sicherheitsdiensten herangezogen, u.a. mit 129 Feuerwehrmännern bei der Eröffnung des Flugplatzes Gelsenkirchen – Rotthausen (heute Trabrennbahn) am 25. – 27. Mai 1912.
Bis zum Ersten Weltkrieg rückte die Wehr in 94 Fällen zur Brandbekämpfung aus, darunter waren 18 Großfeuer.
Da die Wehr im Laufe des Krieges durch viele Einberufungen von Mitgliedern geschwächt war, wurde mit der städtischen Berufsfeuerwehr Essen Nachbarschaftshilfe vereinbart. Nach Schluß des 1. Weltkriegs überwandt die Wehr schnell alle Schwierigkeiten. Die Ausrüstungen für die Feuerwehrmänner und die Geräte konnten vervollständigt werden. Zahlreiche Neuaufnahmen waren zu verzeichnen.
Die Anträge auf Aufnahme in die Wehr häuften sich eine Zeitlang derart, daß nicht allen Anfragen entsprochen werden konnte. In der Zeit der Ausweisung der Polizei im Jahr 1923 übernahm die Wehr den Heimatschutz der Gemeinde. Es schlossen sich Bürger aus allen Schichten der Bevölkerung diesem an.
Die Ausrüstung der Wehr wurde immer weiter vervollständigt.
So konnte bereits im Jahr 1927, unter Leitung von Oberbrandmeister Aloys Bullmann, ein motorisierter Mannschaftswagen – Typ: Mulach – angeschafft werden.
Kurz darauf erfolgte die Beschaffung eines Schnelleinsatzwagens – Typ: Simpson Supra -, der mit einer Anhängermotorspritze versehen war.
Auch auf dem Gebiet der Alarmierung wurde durch Anschaffung einer modernen elektrischen Sirene, auf dem Polizeigebäude, Verbesserung herbeigeführt. Durch Anlage von Feuermeldestellen bei Inhabern von Fernsprechanschlüssen wurde die Schlagfertigkeit der Wehr gestärkt.
In den ersten Jahren übten die Freiwilligen Feuerwehren der ehemaligen Bürgermeisterei Stoppenberg gegenseitig nachbarschaftliche Hilfe.
Nach Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr Schonnebeck wurde der Katernberger Wehr ein Teil der Gemeinde Schonnebeck, der unterhalb der beiden Kirchen liegt (Schonnebecker Bruch), zugeteilt.
Am 13. Januar 1933 wurde das Kreisverbandsfest in Heisingen zum 40.jährigen bestehen der Heisinger Wehr gefeiert. Die Freiwillige Feuerwehr Katernberg war mit einer größeren Abordnung vertreten.
Die Selbstständigkeit der im Essener Stadtgebiet tätigen Freiwilligen Feuerwehren hatte nun ein Ende. Sie wurden alle der städtischen Branddirektion unterstellt.
Mit Beginn des 2.Weltkrieges wurde ein großer Teil der Feuerwehrmänner zum Sicherheits- und Hilfsdienst eingezogen. Sämtliche Geräte und Ausrüstungen mußten abgeliefert werden. Dies bedeutete, daß die Wehr praktisch zur Untätigkeit verurteilt war.
Im Jahr 1943 erhielt der damalige Brandmeister Krause den Auftrag, die Wehr wiederaufzubauen. Der Wiederaufbau der Wehr nach dem Krieg gestaltete sich sehr schwierig, da natürlich die erforderlichen Geräte und Ausrüstungsgegenstände nur unter großen Mühen beschafft werden konnten.
Dies tat allerdings der Einsatzbereitschaft keinen Abbruch. Im Jahr 1950 konnte die Löschgruppe auf 50jährige Tätigkeit zum Wohle der Bürger zurückblicken. Das Jubiläum wurde in der Jugendhalle Katernberg gefeiert.
Durch stetiges Üben und Weiterbilden wurde die Schlagkraft und Einsatzfähigkeit der Löschgruppe ständig erweitert.
Nach Ausmusterung des LF8 im Jahr 1964 bekam die Löschgruppe ein LF16 der Firma Krupp. Somit verfügte die Wehr nun endlich über ein Fahrzeug mit Löschmittelvorrat.
1969 wurde das LF mit Funk ausgerüstet, so dass immer eine Verbindung zur Hauptnachrichtenzentrale bestand.
Am 9. September 1966 fand für alle Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Essen eine Sternfahrt mit Sonderprüfungen zur befreundeten Feuerwehr nach Asten in den Niederlanden statt, an der auch die Löschgruppe Katernberg teilnahm.
Die Zeit hatte deutliche Spuren am Gerätehaus hinterlassen. Gebaut 1901, verfügte es über keine sanitären Einrichtungen, Heizung oder Aufenthalts- bzw. Schulungsräume.
Um der Wehr eine der Zeit entsprechende und mit den notwendigsten hygienischen Einrichtungen versehene Unterkunft zu ermöglichen, investierte der damalige Löschgruppenführer, Hauptbrandmeister Josef Kahlert, viel Zeit und Mühe, um die Stadtverwaltung zum Neubau eines Gerätehauses zu bewegen.
Die Hoffnung, ein neues Gerätehaus zum 75 jährigen Bestehen der Löschgruppe zu bekommen, wurde leider enttäuscht.
Da das alte Gerätehaus in einem desolaten baulichen Zustand war, beschloß die Löschgruppe, keine Feierlichkeiten zum 75. Gründungsfest auszurichten, um so Ihren Unmut über die schleppende Bearbeitung auszudrücken.
Trotz vieler Rückschläge und wenig Einsicht bei den Politikern und der Stadtverwaltung wurden aber seine Mühen schließlich mit dem Neubau eines Gerätehauses am ehemaligen Güterbahnhof Essen-Katernberg-Süd belohnt.
Der feierlichen Übergabe des neuen Gerätehauses am 13. Juni 1978 konnte Josef Kahlert allerdings nur noch als Mitglied der Altersabteilung beiwohnen.
Löschgruppenfoto 1985 mit dem seit 1981 bei der Löschgruppe befindlichen LF16 (2/7) auf Magirus-Deutz Fahrgestell (Baujahr 1976).
Seit 1907 wurden die Freiwilligen Feuerwehrmänner (SB) mittels einer Sirene zu den Einsätzen alarmiert. Naturgemäß erreichte die Alarmierung per Sirene nicht nur die Feuerwehrmänner, sondern auch unbeteiligte Bürger. Sie wurden in ihrer Ruhe gestört, bzw. unliebsame Zuschauer wurden zu den Schadensereignissen gelockt. Da die Technik mittlerweile andere Alarmierungsarten zuließ, wurde der Ruf nach Abhilfe laut. Im Frühjahr 1985 wurden die Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehren endlich mit Funkmeldeempfängern ausgestattet. Hiermit wurde eine effektivere Alarmierung möglich und alle Unbeteiligten werden nicht mehr gestört.
Durch die Auflösung der Brandschutzeinheiten des Stadtamtes 38 wurde diese Aufgabe den Freiwilligen Feuerwehren übertragen. Mit Wirkung vom 1. Juli 1985 wurde die Gestellung des LZR (Löschzug Rettung) 204 den Löschgruppen Kray und Katernberg übertragen.
1986 wurde für längere Zeit „unser“ LF von der Berufsfeuerwehr benötigt. Als „Ersatz“ wurden ein ZS-Unimog sowie ein MTW der Löschgruppe zur Verfügung gestellt.
Das 90 jährige Bestehen wurde im Mai 1990 mit einer Veranstaltung auf dem Marktplatz in Katernberg mit anschließendem Bürgerball im evangelischen Gemeindezentrum gefeiert. Bedingt durch die große Hitze an diesem Wochenende (über 35°C) war leider der Publikumsandrang nicht sehr groß. Aber trotzdem stellte sich die Löschgruppe auf dem Marktplatz mit großem Engagement vor und führte u.a. auch eine „historische“ Übung durch.
An der 1992 durchgeführten fachdienstübergreifenden Katastrophenschutzübung in Hartenrod (Hessen) nahm eine Abordnung der Löschgruppe teil.
Im Rahmen der Interschutz 1994 nahm eine Gruppe an der Katastrophenschutzübung auf dem Bundeswehrübungsgelände in Bergen-Belsen teil.
Durch eine „Garagenspende“ – die Löschgruppe bekam eine Garage geschenkt, der Transport mußte aber selbst organisiert werden – konnte die Löschgruppe 1996 ihre Unterstellmöglichkeit erweitern, um nun eventuell auch ein Mannschaftstransportfahrzeug unterzustellen.
Die Freiwillige Feuerwehr Essen stellte sich am 7. September 1996 zum erstenmal in einer gemeinsamen Aktion aller Löschgruppen/züge auf dem Kennedyplatz dem Bürger dar. An dieser Aktion war natürlich auch die Löschgruppe Katernberg beteiligt.
Im Februar 1999 wurden die seit 1985 in der Löschgruppe vorhandenen Funkmeldeempfänger gegen DME (Digitaler-Melde-Empfänger) ausgetauscht.
Durch die digitale Übertragung von Text wurde eine weitere Verbesserung der Alarmierung erreicht.
Das 100. jährige Bestehen der Löschgruppe wurde 2000 mit einem Kreisverbandsfest gefeiert. Da zeitgleich die Löschgruppe Stoppenberg ihr Jubiläum hatte, haben wir zusammen das Kreisverbandsfest ausgerichtet. Der offizielle Festakt wurde auf der Zeche Zollverein –Halle 12- durchgeführt. Die Löschgruppen unterstützten sich gegenseitig bei der Darstellung in ihren Stadtteilen.
Die Löschgruppe im Jahr 2000
Beim Tag der Offenen Tür der Berufsfeuerwehr Essen, am 12.09.2004, wurde der Löschgruppe ein „neues“ (Baujahr 1998) LF 16/12 übergeben.